a day in the life
and i love her
ask me why
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everybody's got something to hide
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aus der wand, die schlafzimmer und kueche trennt, ist ein grosses kunstwerk geworden. als j. nach einer italienreise endlich wieder zu hause in brooklyn ankam, erzaehlt man mir, tranken er und mitbewohner a. eine flasche rum und freuten sich so sehr ueber das wiedersehen, dass j. nicht anders konnte und vor freude einen hammer in die wand schlug. der andere wollte natuerlich nicht als looser dastehen und nahm das naechstbeste - den golfschlaeger, anfangs das einzige inventar in der wohnung, eine seltsame hinterlassenschaft des vormieters. ab da gab es kein halten mehr, und holzloeffel, ein schwert, eine spuelbuerste und saemtliches besteck wurden - ueber tage hinweg - in die wand geschlagen. zwei grosse loecher, aus denen der putz broeckelt, sind nun mit einem fahrradschloss verbunden, das ich als meins identifizieren konnte, der hammer steckt immer noch mitten drin in der wand, und als letztens die heizung kaputt war, gab es keine andere moeglichkeit, als frierend auf besserung zu hoffen, denn wie haette man dem vermieter das werk der zerstoerung bitte erklaeren sollen.
im badezimmer riecht es immer noch beunruhigend stark nach gas, was aber niemanden stoert und offensichtlich auch nichts schlimmes bedeutet. die heizung macht unglaublich laute geraeusche und ist niemals still, und sie ist auch permanent so heiss, dass alles in ihrer unmittelbaren naehe schmilzt. deshalb muessen die fenster auch immer geoeffnet sein, sonst wuerde man ersticken oder vielleicht sogar verbrennen. zum problem wird diese situation in der fensterlosen kueche, in der man sich nur sehr leicht bekleidet aufhalten kann, und auch das haelt niemand laenger als eine halbe stunde aus. der kuehlschrank ist seit ein paar tagen das erste mal seit dem einzug vor einem halben jahr gefuellt worden, und zwar mit sachen im wert von 150 dollar, bei deren anblick man bereits meint, sofort an einer arterienverstopfung sterben zu muessen.
den computer auf dem schreibtisch zu entdecken, stellte sich als echte aufgabe heraus, in meiner ganz unmittelbaren umgebung befinden sich: zwei ausgeloeffelte yoghurt mit kaffeegeschmack, drei gitarren, ein dem bewohner des raumes gewidmetes poster von afroman, in alufolie gewickelte und nicht naeher identifizierbare bunte pillen, eine von gautier designte champagnerflaschenhuelle, ein plastikglobus und 60 dollar. ich kann weder ins bad noch in die kueche gehen, weil dort auf dem boden, der hitze trotzend und unueberwindbar, stew-the-jew schlaeft, ein typ aus florida, der zum ersten mal in der grossen stadt ist und es nachts ganz schoen krachen laesst. heute abend wird ein schneesturm erwartet.

hach, ein herrlich buntes völkchen, diese globalisierungskritische bewegung. da kommen christen, umweltschützer, gewerkschafter, studies, eistaucher und andere vollidioten zusammen, erklären mir christiane grefe, mathias greffrath und harald schumann in ihrem buch "attac - was wollen die globalisierungskritiker?". ganz offensichtlich einen in die fresse, wollen die. wenn ich nur könnte wie ich wollte, dann wär dieser vorsitzende, bernhard cassen, aber schonmal der erste, der dran glauben müsste, mit seinem "blick hinter der zigarre" und seinem französischen gerede von "ess- und trinkgewohnheiten, theater- und filmtraditionen eines landes", die es vor den "junk-food-ketten, mittelstandsvernichtenden franchise-coffee-shops und hollywood" zu schützen gilt. sein plan: "die wiedereroberung der welt durch uns alle" - uns alle vor allem.
"die gründer von attac sind zumeist in ihren fünfzigern; es ist ihr letzter politischer versuch, biographisch gesehen." allerdings. obwohl attac-mitbegründer sven giegold dafür kämpft, dass man nicht so endet "wie die alten säcke in den umweltverbänden", umgibt diese ganzen leute ein so dermaßener lehrerzimmer-kaffee-mundgeruch-style, der einen auch jedes mal würgen lässt, wenn günter grass oder martin walser, in lebensgröße abgedruckt, in irgendeiner zeitung ein belangloses statement abgeben.

ja, und dann krempelt siegfried müller in oberursel die ärmel hoch, spuckt in die hände und verkündet, dass was getan muss, und dann werden 500 000 flugzettel gedruckt und die leute strömen zu hunderten in die alte turnhalle der örtlichen grundschule, und alle fühlen sich plötzlich so irre lebendig und aktiv, und endlich macht man auch mal was! und so gehts weiter, 38 000 motivierte menschen strömen in die berliner tu-mensa, 49 ehrenamtliche arbeiten im attac-koordinationsbüro in wasweißichwo, und über 80 workshops verteilen sich auf die blickdichten betonräume zu den verschiedensten aspekten der globalisierung, blabla.

"es wurde gestritten, gezweifelt, überzogen gehofft. und war doch wie ein durchatmen. immer wieder lag das wort in der luft: endlich. endlich gegenwind." - da möchte man wirklich mit dem lesen gar nicht mehr aufhören, so dermaßen "journalistisch gut aufbereitet" ist das, findet auch die financial times deutschland. und meine lieblingskapitelüberschrift "attacis backen arbeitsplätzchen" sagt eigentlich alles, was es sonst noch zu sagen gäbe.

bedingungslose solidarität mit der intifada? verkürzte kapitalismuskritik? bündnisse mit rechten gruppen? beteiligung rechtsextremer an der gründung attac polen? nicht doch... hey, "attac schließt ein, nicht aus!", ja!

steht hier so immer noch dieser tannenbaum. gestört genug, sich überhaupt einen tannenbaum in die wohnung zu stellen, ihn dann aber ende februar und vermutlich auch ende mai noch immer da zu haben - ich weiß ja nicht. vertrocknet ist er, mickrig, hat kaum noch nadeln, ist ohnehin nur lieblos geschmückt und drunter liegt ein sehr großer stoffelch. es schneit in bochum, und hunde bellen im park vor dem bergbaumuseum. es wird zeit, dass ich endlich wieder nach hause fahre.

ich bekomme einen schreck. auf ihrem bett, unter dem herr-der-ringe-poster, für das ich sie verachte, liegt ein frettchen. es ist aber nicht echt. "weißt du, wie man sich fühlt?" fragt sie. "wie man sich fühlt nach 8 stunden arbeit an der ikeakasse, man ist schon total müde und dann fährt plötzlich dieses tier an einem vorbei? ich habe es in den arm genommen und gesagt, oh, das ist aber kuschelig. und die kundin gefragt, ob es ein iltis sei. nein, ein frettchen, hat sie gesagt. ich nenne es fred."

auf arbeit. kein bock. das fenster neben mir macht, dass ich den ganzen tag rausschaue, ich sehe den fernsehturm, den potsdamer platz, den komischen sat.1-ballon, die spree. die wolken sind ganz schön schnell heute. k. erzählt mir vom vater seiner exfreundin, ein sparfuchs, der, als er im urlaub mal die sonnencreme vergessen hatte, es nicht einsah, am ferienort neue zu kaufen und seine arme tochter mit margarine einrieb.

manchmal kommt es mir in berlin so vor, als wäre ich in einem anderen land unterwegs. zum beispiel vorgestern am ostbahnhof, auf dem platz vor dem kaufhof. tauben, stände mit socken und anderem zeug, und die luft roch komisch, weil man in der nähe gerade ein haus abbrannte oder ausräucherte oder was auch immer. irgendwie nach billigem feuer. ich fand es ziemlich russisch da. ich habe auch festgestellt, dass ich diese stadt überhaupt nicht mehr wahrnehme. ich steige täglich in mein auto, fahre zur arbeit oder irgendwo anders hin, komme wieder und das wars. aber das ändert sich jetzt! seit zwei tagen fahre ich nicht mehr mit dem auto und brauche zwar viel mehr zeit überall hin, bekomme aber auch viel mehr mit. in der schlesischen straße hat ein bioladen aufgemacht, der u-bahnhof warschauer straße hat sich völlig verändert, dieses alte posthaus oder was das war am ostbahnhof ist plötzlich weg und das ist ja erst die spitze des eisbergs. und überall diese tannenbäume! ist das jedes jahr so? räumt die vielleicht mal jemand weg?

 

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