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she's leaving home

wenn man ein paar tage in manhattan verbracht hat und dann nach einer langen fahrt mit dem l-train in brooklyn aussteigt, ist das wie ein bad in einer badewanne nach einem jahr duschen.

dunkin donuts faellt servicemaessig ziemlich aus dem amerikanischen rahmen. die geschaefstpolitik lautet da naemlich, wir lassen nur totale vollidioten bei uns arbeiten, die idealerweise auch kein englisch verstehen koennen. ich habe mich den ganzen tag auf der suche nach einem schwarzen kapuzenpulli durch manhattan geschleppt, von oben nach unten, und man sollte doch meinen, ich sei fuendig geworden. aber es gibt in dieser stadt leider keine schwarzen kapuzenpullover, und meine ansprueche sind wirklich nicht hoch! ich hatte nur noch etwas mehr als einen dollar, deshalb ging ich stundenlang ohne etwas zu essen durch die stadt, bis mich ploetzlich halluzinationen ueberfielen und ich mich in den naechsten dunkin donuts stuerzen musste. dort bestellte ich einen vollkornbagel, was sich schonmal als erste schwierigkeit herausstellte. die dame hinter dem tresen konnte einfach nicht begreifen, dass es aussser den normalen, den zimt- und den mohnbagel auch noch vollkornbagel gab. sie griff letztendlich zu etwas, was ziemlich nach vollkorn aussah. lowfat-creamcheese. also, davon hatte sie noch nie gehoert. sie oeffnete den kuehlschrank und kam mit einer papp-palette wieder zum vorschein, die das gesamte dunkin-donuts-creamcheese-sortiment enthielt, von lachs ueber erdbeer bis hin zu veggie delite, wofuer ich mich hastig entschied, im ruecken eine ungeduldige schlange von wallstreetmenschen. es brauchte natuerlich noch eine weile, bis sie den bagel zurechtgemacht hatte, doch schliesslich war er mein. ich setzte mich hin und freute mich wahnsinnig auf das erste mahl des tages, und merkte, dass es ein zimt-rosinen-bagel war, in den ich biss. mit gemuese-frischkaese. das ist sowas von ekelhaft. ich habe ihn aufgegessen und seit dem eine so dermassen schlechte laune, dass ich gespannt bin, was es braucht, um die wieder verschwinden zu lassen.

waehrend in brooklyn die kinder aus der schule kommen und sich mit ekelhaften schneematschresten beschmeissen, bin ich gerade erst aufgestanden und plane, das bad zu saeubern, um es anschliessend benutzen zu koennen. dann werde ich mir in einer drogerie die erste anti-falten-creme meines lebens kaufen. mir scheint, in dieser stadt altert man in sekundenschnelle.

gestern war ich in meiner ersten amerikanischen universiteat. man hat ja sonst nichts zu tun und interessiert sich dafuer, was seine freunde so machen. in der astronomie-klasse komme ich mir vor wie bei der knoff-hoff-show. ein sehr alter, behaebiger, ruehrender schildkroetenmann demonstriert, dass wasser, wenn man es in einem offenen gefaess rumwirbelt, nicht durch die gegend spritzt und ist ganz ausser sich ueber das geglueckte experiment. die studenten sind schwer beeindruckt und sagen erst oh und ah und klatschen dann. motiviert von so viel begeisterung springt die schildkroete uebermuetig auf ein brett mit rollen und demonstriert, dass man, wenn man sich von einer wand abstoesst, durch den hoersaal rollt. eine wacklige angelegenheit ist das, und er gibt zu, dass es mit den jahren nicht gerade einfacher wird. weitere unternehmungen dieser art folgen, die stimmung brodelt, die studenten haben grossen spass und der professor fuehlt sich zu einem sehr lustigen scherz hingerissen, er sagt "und nun seht euch das mal an!", versteckt sich hinter seinem pult und kommt kurz darauf wieder zum vorschein, begeistert die arme in die luft streckend und ueber das ganze gesicht strahlend. so gehts zu in den amerikanischen universitaeten.

so schnell geht das. also, ich werde das garantiert nicht essen! - dachte ich noch letztens im supermarkt, und waehrend die anderen eiscreme, sirup, wuerstchen, pommes und speck und so zeug in den einkaufswagen packten, griff ich zu knaeckebrot und fettfreiem kaese. eine knappe woche spaeter, und ich bin dabei, mir das ekelhafteste, fettigste fruehstueck zu machen, mit eiern, speck, wuerstchen, kaese und zusammendrueckbrot. dazu gibts milch mit hershey's sirup. dabei ist mir eigentlich schlecht. denn nur weil man aus deutschland kommt, wird angenommen, dass man irre auf jaegermeister steht, und ich habe keine ahnung, warum ich gestern nacht nicht den mut aufbringen konnte, meinen amerikanischen freunden diese illusion zu rauben. es waere vielleicht auch nicht so glaubwuerdig ruebergekommen, nachdem ich stolz demonstriert habe, dass ich das "es ist das jaegers ehrenschild..."-gedicht, das die flasche ziert, auswendig kann.

stew-the-jew und ich, wir haben gestern das volle new-york-touristenprogramm durchgezogen, inklusive turkeysandwich und mehreren starbucksaufenthalten. ich hatte die aufgabe, dem gast ein bisschen die stadt zu zeigen, und bereits auf der brooklynbridge ueberraschte uns ein eisiger blizzard. es hoerte den ganzen tag nicht auf, wie wild zu schneien, ein stimmungsgemisch aus weihnachtlichkeit und wintersport ergab sich.

aus der wand, die schlafzimmer und kueche trennt, ist ein grosses kunstwerk geworden. als j. nach einer italienreise endlich wieder zu hause in brooklyn ankam, erzaehlt man mir, tranken er und mitbewohner a. eine flasche rum und freuten sich so sehr ueber das wiedersehen, dass j. nicht anders konnte und vor freude einen hammer in die wand schlug. der andere wollte natuerlich nicht als looser dastehen und nahm das naechstbeste - den golfschlaeger, anfangs das einzige inventar in der wohnung, eine seltsame hinterlassenschaft des vormieters. ab da gab es kein halten mehr, und holzloeffel, ein schwert, eine spuelbuerste und saemtliches besteck wurden - ueber tage hinweg - in die wand geschlagen. zwei grosse loecher, aus denen der putz broeckelt, sind nun mit einem fahrradschloss verbunden, das ich als meins identifizieren konnte, der hammer steckt immer noch mitten drin in der wand, und als letztens die heizung kaputt war, gab es keine andere moeglichkeit, als frierend auf besserung zu hoffen, denn wie haette man dem vermieter das werk der zerstoerung bitte erklaeren sollen.
im badezimmer riecht es immer noch beunruhigend stark nach gas, was aber niemanden stoert und offensichtlich auch nichts schlimmes bedeutet. die heizung macht unglaublich laute geraeusche und ist niemals still, und sie ist auch permanent so heiss, dass alles in ihrer unmittelbaren naehe schmilzt. deshalb muessen die fenster auch immer geoeffnet sein, sonst wuerde man ersticken oder vielleicht sogar verbrennen. zum problem wird diese situation in der fensterlosen kueche, in der man sich nur sehr leicht bekleidet aufhalten kann, und auch das haelt niemand laenger als eine halbe stunde aus. der kuehlschrank ist seit ein paar tagen das erste mal seit dem einzug vor einem halben jahr gefuellt worden, und zwar mit sachen im wert von 150 dollar, bei deren anblick man bereits meint, sofort an einer arterienverstopfung sterben zu muessen.
den computer auf dem schreibtisch zu entdecken, stellte sich als echte aufgabe heraus, in meiner ganz unmittelbaren umgebung befinden sich: zwei ausgeloeffelte yoghurt mit kaffeegeschmack, drei gitarren, ein dem bewohner des raumes gewidmetes poster von afroman, in alufolie gewickelte und nicht naeher identifizierbare bunte pillen, eine von gautier designte champagnerflaschenhuelle, ein plastikglobus und 60 dollar. ich kann weder ins bad noch in die kueche gehen, weil dort auf dem boden, der hitze trotzend und unueberwindbar, stew-the-jew schlaeft, ein typ aus florida, der zum ersten mal in der grossen stadt ist und es nachts ganz schoen krachen laesst. heute abend wird ein schneesturm erwartet.

seabreeze




 

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